Klimaschutz

Potentiale und Kosten verschiedener Klimaschutzoptionen bis zum Jahr 2030 gemäß Sechstem Sachstandsbericht des IPCC
Jugendliche Demonstranten am Brandenburger Tor in Berlin am 20. September 2019

Klimaschutz ist der Sammelbegriff für (organisatorische bzw. technische usw.) Maßnahmen, die der durch den Menschen verursachten globalen Erwärmung entgegenwirken und mögliche Folgen der globalen Erwärmung abmildern (Mitigation) oder verhindern sollen.[1] Als wichtige Grenze gilt die Zwei-Grad-Schwelle, die nicht überschritten werden sollte, wenn katastrophale Auswirkungen der globalen Erwärmung verhindert werden sollen. Einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern gilt als eine der größten Herausforderungen der menschlichen Zivilisation.[2] Da Kohlenstoffdioxid als wichtigster Treiber der gegenwärtigen Erderwärmung sehr lange in der Atmosphäre bleibt und manche Folgen des Klimawandels langfristig und irreversibel sind, werden die politischen Weichenstellungen der Gegenwart und unmittelbaren Zukunft tiefgreifende Auswirkungen für Tausende bis Zehntausende von Jahren haben.[3]

Kernelement des Klimaschutzes ist die drastische Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen, die bei der Energieerzeugung sowie bei der Energienutzung in der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion, im Verkehr und in Privathaushalten freigesetzt werden, bis schließlich Netto-Null-Emissionen erreicht werden. Essentiell hierbei ist insbesondere der sukzessive Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor sowie in der Industrie, um die damit verbundenen Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts kann und muss laut klimawissenschaftlicher Expertise die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien vollzogen sein, damit die im Pariser Übereinkommen angestrebte Begrenzung der Erderwärmung zu schaffen ist. Grundsätzlich gilt, dass für jede Begrenzung der Erdtemperatur auf einem bestimmten Niveau die Treibhausgasemissionen netto auf Null zurückgefahren werden müssen, da für eine bestimmte Temperatur nur ein begrenztes Kohlenstoffbudget zur Verfügung steht, das emittiert werden kann.[4] Die Begrenztheit des Kohlenstoffbudgets bedeutet gleichzeitig, dass für jedes Jahr Verzögerung des Klimaschutzes in der Gegenwart anschließend in der Zukunft umso schnellere und tiefgreifendere Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden müssen.[5]

Ebenfalls wichtig ist die Erhaltung und die gezielte Förderung solcher Naturbestandteile, die Kohlenstoffdioxid aufnehmen und binden können (sogenannte Kohlenstoffsenken, insbesondere Wälder). Klimaschutzmaßnahmen dieser Art mindern auch die Luftverschmutzung und haben weitere positive Nebeneffekte für Umwelt und Gesundheit.

Die Auswirkungen der Erderwärmung sind aus Sicht vieler Forscher bereits nicht mehr völlig zu stoppen, sondern nur noch abzumildern und zu begrenzen. Daher sind parallel zur Senkung der Treibhausgasemissionen auch Maßnahmen zur Anpassung an die bereits jetzt unvermeidlichen Folgen des Klimawandel nötig (Adaption), z. B. Deichbau und Katastrophenvorsorge. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Anpassungsmaßnahmen vor allem kurz- und mittelfristig Erfolge zeigen, während ihre langfristige Wirksamkeit schwer zu bestimmen ist, auch weil eine Anpassung an die Folgen der globalen Erwärmung immer nur begrenzt möglich ist.[6] Angesichts bisher ungenügender Erfolge bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen werden im Rahmen des sogenannten Geoengineerings auch großtechnische Ansätze wie CO2-Abscheidung und -Speicherung oder die Eisendüngung der Weltmeere geprüft und lokal erprobt.

Zum Klimaschutz gehören neben großtechnischen Maßnahmen und makroökonomischen Ausrichtungen sowie der staatlichen und internationalen Klimaschutzpolitik auch Aufklärung und Verhaltensänderung der Individuen vor allem in Industriestaaten mit einem vergleichsweise hohen Energiekonsum und entsprechenden Verursacheranteilen an den weltweiten Treibhausgas-Emissionen. Angesichts der trotz zahlreicher Klimakonferenzen bisher wenig erfolgreichen Bemühungen um eine wirksame Reduktion der weltweiten Treibhausgasemissionen formierte sich 2019 Fridays for Future, eine weltweit agierende Jugendprotestbewegung nach dem Vorbild der Initiatorin Greta Thunberg, die breite Unterstützung auch in Wissenschaftskreisen erhielt.

  1. Climate Change 2007. Mitigation of Climate Change. Vierter Sachstandsbericht des IPCC. Abgerufen am 27. November 2015.
  2. Sabine Mathesius u. a.: Long-term response of oceans to CO2 removal from the atmosphere. In: Nature Climate Change. Band 5, 2015, S. 1107–1113, doi:10.1038/nclimate2729.
  3. Peter U. Clark u. a.: Consequences of twenty-first-century policy for multi-millennial climate and sea-level change. In: Nature Climate Change. Band 6, 2016, S. 360–369, doi:10.1038/NCLIMATE2923 (englisch, pik-potsdam.de [PDF]).
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Rogelj 2016.
  5. Umweltprogramm der Vereinten Nationen: Emissions Gap Report 2019, S. XV. Abgerufen am 31. März 2021.
  6. Ottmar Edenhofer, Susanne Kadner, Jan Minx: Ist das Zwei-Grad-Ziel wünschenswert und ist es noch erreichtbar? Der Beitrag der Wissenschaft zu einer politischen Debatte. In: Jochem Marotzke, Martin Stratmann (Hrsg.): Die Zukunft des Klimas. Neue Erkenntnisse, neue Herausforderungen. Ein Report der Max-Planck-Gesellschaft. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-66968-2, S. 69–92, hier S. 76.

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